Diese Urlaubsziele können Sie sich im Jahr 2023 sparen – „Fodors No List“

„Fodors No List“

Der Urlaubsführer „Fodors“ hat 2010 wieder seine „No number“ veröffentlicht – mit Orten, die Touristen im Jahr 2023 nicht (mehr) sehen sollten.

Dürren und verheerende Waldbrände in Europa, Wirbelstürme in der Karibik, sintflutartige Regenfälle in Asien. Es steht außer Frage, dass Wetterveränderungen keine Region auf dem Globus verschonen. Wie stark trägt der Tourismus dazu bei? Der Internet-Reiseführer „Fodors“ beantwortet diese Frage mit einem statistischen Preisschild: „Der Reiseverkehr ist derzeit für etwa acht Prozent der internationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.“ Demnach trägt der Tourismus sowohl global als auch vor Ort einiges zur Misere bei. Touristen lassen nicht nur die Kassen klingeln, sondern verursachen zusätzlich jede Menge Probleme. Vermüllung, Wasserknappheit, ökologische Schäden und mangelnder Lebensstandard bei den Bewohnern des jeweiligen Ortes – das Stichwort heißt Overtourism.

Mit der diesjährigen „No List“ hat „Fodors“ Flecken aufgezeigt, die jeder check out im Jahr 2023 neu überdenken sollte. Sie wollen dies nicht als Boykottaufruf verstanden wissen, sondern als Denkanstoß für einen verantwortungsvollen Urlaub. Als Aufruf an die Reisenden, eine vernünftige Auswahl zu treffen.

Diese Orte stehen auf der „Fodors No List“


Frankreichs Klippen

Frankreich leidet unter einer „dramatischen“ Küstenerosion, argumentiert der Führer, die sogar mehr mit dem Ansturm der Reisenden als mit dem Umweltwandel zu tun hat. Étretat in der Normandie wird als Beispiel angeführt. Die Kläranlage der kleinen Stadt musste im vergangenen Jahr geschlossen werden, weil sie die dreifache Anzahl der Besucher im Vergleich zur Einwohnerzahl nicht bewältigen konnte. Noch besorgniserregender seien die häufigen Erdrutsche, die auf zu viel Fußverkehr zurückzuführen seien. Die nordfranzösische Küste sei nicht der einzige Ort, der unter einem übermäßigen Tourismus leide. Im Calanques-Nationalpark in der Nähe von Marseille musste aufgrund der hohen Besucherzahl eine tägliche Begrenzung auf 400 Besucher eingeführt werden.

calanques photo
Calanques bei Marseille

Lake Tahoe, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika

„Lake Tahoe hat ein Menschenproblem,“ stellt „Fodors“ fest. Während der Pandemie kamen mehr Menschen dorthin als zuvor. Der Grund dafür ist das höhere Verkehrsaufkommen: Die Eigenschaften des Lake Tahoe, der für sein klares, blaues Wasser bekannt ist, begannen sich durch die Rückführung von feinen Sedimenten und Staubpartikeln zu trüben. Die Situation wurde erkannt, und die Verantwortlichen bemühen sich, sie in den Griff zu bekommen. Aber sie befinden sich in einem Dilemma, das wahrscheinlich auch verschiedenen anderen Reisehotels Kopfzerbrechen bereitet. Einerseits möchten sie die Natur schützen, andererseits möchten sie den Tourismus nicht völlig ausbremsen.
Antarktis

Man muss kein Fachmann sein, um sich vorzustellen, was es bedeutet, wenn Menschen in ein Ökosystem eindringen, das bereits massiv vom Klimawandel bedroht ist. Die Antarktis ist zwar noch nicht überlaufen, aber auch nur ein wenig Tourismus ist enorm schädlich, wie „Fodors“ feststellt. Vielleicht hat die Reise in die Antarktis Auswirkungen auf die Natur. Die Abgase von Booten und Flugzeugen lassen Eis und Schnee schneller schmelzen.

Venedig, Italien – immer wieder auf Fodors No List

Die Lagunenstadt steht in der Rangliste des Übertourismus ganz oben: Statistisch gesehen kommen auf einen Einwohner Venedigs 370 Touristen im Jahr. In der von Überschwemmungen und steigendem Wasserstand bedrohten Stadt am Fluss werden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Besucherströme zu steuern. Im Sommer 2021 wurde die Durchfahrt großer Kreuzfahrtschiffe (Schiffe mit mehr als 25 000 Tonnen) durch das historische Zentrum verboten. Alles nur, um das empfindliche Ökosystem der Lagune zu schützen. Ab 2023 wird Venedig einen Eintrittspreis bis zu zehn Euro erheben. Wer schonmal da war, der kann sich daher beim Sightseeing in Italien jedenfalls einen Besuch in Venedig während der Sommermonate sparen.

Amalfiküste, Italien

Ein weiterer Hotspot des Übertourismus in Italien ist die Amalfiküste mit ihren malerischen Küstenstädten. In der Hochsaison 2022 waren die Verkehrsbehinderungen in der Region so schlimm, dass beschlossen wurde, ein einzigartiges System einzuführen, wie „Fodors“ berichtet: Gemäß der kolumbianischen Verkehrspolitik „Pico y Placa“ durften Fahrer mit Nummernschildern mit seltsamen Endziffern nur zu seltsamen Zeiten fahren. Autos mit geraden Zahlen durften nur zu geraden Zeiten zwischen Vietri sul Mare und Positano fahren.


Cornwall, das Vereinigte Königreich

Der Verkehr kann auch in Cornwall ein Problem sein, heißt es. „Die Infrastruktur ist definitiv nicht in der Lage, die Menge der Besucher zu bewältigen, was das Leben für die Einheimischen in den großen Zeiträumen erwartungsgemäß unangenehm macht,“ wird ein Einheimischer zitiert. Enge Fahrspuren, eingeschränkte Parkmöglichkeiten an einigen der meistgenutzten Ziele in der Gegend würden zu Verkehrsbehinderungen, Luftverschmutzung und Müll führen. Hinzu kommt eine Wohnungskrise, die durch zeitlich befristete Ferienvermietungen angeheizt wird, die sich an den Lebenshaltungskosten orientieren. Kürzlich sei die Situation so unglaublich schlimm gewesen, dass ein Tourismusexperte den Menschen geraten habe, Cornwalls Küsten ganz zu meiden.

Amsterdam, Niederlande

Ein weiterer Übertourismus-Hotspot, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt, ist Amsterdam. Nach Berechnungen von „Fodors“ besuchen 17 Millionen Männer und Frauen die Stadt jedes Jahr: Das ist vergleichbar mit der Einwohnerzahl der Niederlande. Der Leidensdruck war so groß, dass das Niederländische Fremdenverkehrsamt 2019 seine Online-Strategie änderte – von der Destinationswerbung zum Destinationsmanagement. In einem Zehn-Jahres-Programm mit dem Titel „Perspektive 2030“ verspricht die Organisation, „verschiedene Besucher zu verschiedenen Zeiten an verschiedene Orte zu locken“ und sich auch auf die Bewohner der Region zu konzentrieren.

Thailand

Thailand, das im Jahr 2019 fast 40 Millionen Besucher verzeichnete, möchte sich vom Massentourismus lösen. Nicht zuletzt durch das pandemiebedingte Ausbleiben der Touristen wurde deutlich, wie positiv sich diese Zwangspause auf Thailands Naturgebiete auswirkt. Der Minister für natürliche Quellen und Umwelt, Varawut Silpa-archa, hat aus diesem Grund die Eigenschaft erworben, dass jeder Park jedes Jahr für einen oder mehrere Monate geschlossen wird, wie „Fodors“ berichtet.

Das beliebte Abenteuerziel Maya Bay auf Phi Phi Leh – bekannt geworden durch den Film „The seashore“ mit Leonardo DiCaprio – musste 2018 wegen extremer Umweltschäden durch die fast 3.000 täglichen Besucher und ankernden Schiffe geschlossen werden. Nach einer dreieinhalbjährigen Unterbrechung wurde die Bucht auf Koh Phi Phi mit einem Radfahrverbot, einer Umleitung der Schiffe in den hinteren Teil der Insel und einer Obergrenze von 380 Touristen pro Stunde wiedereröffnet. Doch als die Touristen während des thailändischen Songkran-Wochenendes im April 2022 in Scharen eintrafen, war „The seashore“ wieder für 2 Monate geschlossen worden.

Maui, Hawaii – weiterer Kandidat auf „Fodors No List“

Der Zugang zu frischem Wasser kann für Inselbewohner oft eine Herausforderung darstellen. Auf Bali verbraucht der Tourismus 65 Prozent der Flüssigkeitsvorräte, während er in der Karibik und auf Hawaii etwa den größten Anteil am Wasserverbrauch ausmacht. Ein besonders auffälliger Fall ist Maui. Im letzten Sommer hat Maui den Bewohnern von West Maui und den Gemeinden im Landesinneren Beschränkungen des Flüssigkeitsverbrauchs auferlegt. Es wurde eine saftige Strafe von 500 Dollar für den nicht lebensnotwendigen Flüssigkeitsverbrauch verhängt- Dazu zählte z. B. die Bewässerung von Rasenflächen und das Waschen von Fahrzeugen. Alles bussgeldbewehrt, um die Dürre zu bekämpfen, wie wir gelesen haben.

Touristen stehlen Einheimischen das Wasser

Resorts in Süd- und Zentral-Maui, von denen einige über Swimmingpools, ausgedehnte Rasenflächen und Golfplätze verfügen, waren von dieser Sparmaßnahme jedoch ausgenommen. Das führt natürlich zu Streitigkeiten. „Fodors“ zitiert einen Tweet des früheren Repräsentanten des Staates Hawaii und gebürtigen Hawaiianers, Kaniela Ing, der twitterte: „Don’t start to Hawaii anymore. Sie behandeln die Vereinigten Staaten wie Einwohner zweiter Klasse und schneiden die Vereinigten Staaten buchstäblich von der Wasserversorgung ab, um den Übertourismus zu fördern.“


Südeuropäische Länder

Wenig Regen, das frühere kalte Wetter, gefolgt von rekordverdächtigen Temperaturen, führte zu einer Dürre, die 65 Prozent von Europa betraf, rechnet „Fodors“ vor. Die Folgen: Niedrige Wassermengen auf Rhein und Donau beeinträchtigten die milliardenschwere Flusskreuzfahrtindustrie sowie den Transport von Waren und Produkten. Die Wasserreservoirs in Spanien waren ab Juli zu 40 Prozent gefüllt. Im Oktober 2022 lag die Kapazität von Viñuela, dem wichtigsten Stausee im beliebten Touristenort Málaga, bei 11 % und damit auf dem bisher niedrigsten Stand. Einige norditalienische Provinzen haben fast keine Flüssigkeit mehr für den Anbau von Mahlzeiten. In Griechenland haben Inseln, die auf importiertes Wasser angewiesen sind, Schwierigkeiten, den Bedarf der Inselbewohner und der Landwirtschaft auszugleichen, da in den Sommermonaten viele Touristen kommen.

Der amerikanische Westen – auch auf „Fodors No List“

In Amerika hat eine lang anhaltende Dürre zu einem drastischen Schrumpfen der Reservoirs von Lake Powell und Lake Mead am Colorado River geführt. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf 40 Millionen Männer und Frauen in mehreren südwestlichen Staaten. Diese Bundesstaaten sind für Konsum, Landwirtschaft und Tourismus auf Wasser angewiesen sind, schreibt das Travel Magazine. Arizona und Nevada könnten ab Januar 2023 mit Wasserschnitten zu kämpfen haben. „Wenn der Pegel des Lake Mead, des größten Stausees der Nation, unter 895 Fuß (etwa 292 Meter) fällt, wird er als ‚toter Anteil‘ betrachtet“, heißt es. Dadurch würde die Energieerzeugung aus Wasserkraft beeinträchtigt werden. Fast 1,3 Millionen Menschen in Ca, Arizona und Nevada sind auf diese Energie angewiesen.

„Fodors“ bringt ein weiteres Beispiel: In Utah ist die sich entwickelnde Tourismusindustrie für den höchsten Pro-Kopf-Wasserverbrauch des Landes verantwortlich. Im Jahr 2020 lag der Flüssigkeitsverbrauch in Washington County, wo sich neben der Stadt St. George auch der Zion National Park befindet, bei 285 Gallonen (etwa 1.079 Liter) pro Person und Tag, so die Berechnungen. „Dieser Flüssigkeitsverbrauch ist doppelt so hoch wie der eines typischen Einwohners von Las Vegas, Nevada.“, sagen Verantwortliche. Dennoch hätten die Rekordtemperaturen und die niedrigen Wassermengen des Virgin River im vergangenen Sommer normalerweise niemanden davon abgehalten, in der beliebten Narrows Gorge zu wandern. Während das Wasser allmählich abfließt, seien vor allem empfindliche Ökosysteme in der Wildnis und Menschen mit niedrigem Einkommen betroffen, sagte er.

Hier geht’s zur Fodors No List 2022

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